Beitrag vom 07.11.2022, von Bianca Speckhan
Colin King, der professionell als Tänzer ausgebildet wurde, gehört heute zu den gefragtesten Interior-Stylisten und Produktdesignern. Zurzeit lebt er in Tribeca, New York City, und befindet sich im Gleichgewicht zwischen der Arbeit am Set und dem Design in seinem Studio. Wir haben mit dem Multitalent über seine Leidenschaft für Design und den Entstehungsprozess der neuen Colin King Kollektion für Audo, gesprochen.
Lieber Colin, herzlichen Dank für deine Zeit!
Du bist nicht nur erfolgreicher Tänzer, sondern auch ein gefragter Designer. Wann hast Du Deine Leidenschaft für Design entdeckt?
Ich kann gar nicht sagen, ob ich einen bestimmten Zeitpunkt definieren könnte. Doch ich habe schon immer die Kamera verwendet, um eine besondere Art des Sehens festzuhalten. Die Dinge einzufangen, sie immer wieder neu zu arrangieren und so eine tiefere Bedeutung im Alltäglichen zu entdecken.
Kreativität hat einen hohen Stellenwert in Deinem Leben. Wie wurde das Design zu Deinem Beruf?
Tatsächlich habe ich keine richtige Designausbildung. Nachdem ich Tanz in New York studiert habe, verlagerte ich meine Kreativität in den Bereich der Inneneinrichtung und ich begann mit unterschiedlichen Design-Firmen zusammenzuarbeiten. Dabei habe ich mir mein Wissen selbst angeeignet, indem ich stundenlang Museen und Galerien besucht und in Büchern geblättert habe.
Was hat Deine Prinzipien geformt?
Da ich im ländlichen Ohio aufgewachsen bin, habe ich die Natur schon immer sehr geschätzt und fühle mich ihr auch in meinen Arbeiten eng verbunden. Darüber hinaus habe ich mir als Tänzer ein Vokabular angeeignet, das über die gesprochene Sprache hinausgeht. Die Art und Weise, wie ich an Design herangehe, ist viel lockerer als der "Standard" der Branche.
Wer oder was hat Deine Kreativität am meisten beeinflusst?
Wir alle sind geprägt von unseren Erfahrungen und den vielen Menschen, die im Laufe der Zeit in unser Leben treten. Von Tanzlehrern bis hin zu Hochschulprofessoren, die das in mir sahen, was ich in mir selbst nicht sehen konnte. Diese Personen in meinem Leben haben mich ermutigt, eine Karriere anzustreben, von der ich nie dachte, dass ich sie erreichen könnte.
Von der Idee zum Produkt ist es oft ein langer Weg. Wie können wir uns einen Designprozess bei Dir vorstellen?
In der Regel beginnt es mit einer visuellen Referenz - einem Ausgangspunkt. Ich stöbere durch meine Bildarchive und jedes Mal, wenn ich sie mit einem neuen Projekt im Kopf durchblättere, sehe ich etwas, das ich vorher noch nicht gesehen habe. Oder ich sehe etwas zuvor Gesehenes in einem ganz neuen Licht.
Zunächst versuche ich nicht zu viel zu planen. Ein Projekt muss atmen können, damit Raum für spontanes und unvorhergesehenes bleibt. Wenn sich dann am Ende alles harmonisch zusammenfügt, entsteht ein ganz neues Gefühl des Selbstvertrauens. So fällt es mir von Mal zu Mal leichter, Chancen aber auch Risiken auf mich zukommen zu lassen.
Welche Philosophie steht hinter Deinen Projekten?
Die Natur macht mich demütig und erinnert mich daran, auf Perfektion zu verzichten. Es gibt so viel Schönes an unerwarteten Orten zu entdecken. Nichts sollte sich zu modern oder zu klassisch anfühlen, denn es gibt immer einen Mittelweg. Im Laufe des Lebens lernen wir immer wieder etwas über das Gleichgewicht, daher ist es nur natürlich, dass dies auch meine Gestaltungen und Projekte beeinflusst.
Was gefällt Dir am besten an Deinem Beruf als Interior-Stylist und Produktdesigner?
Das Beste an jedem Job ist die Zusammenarbeit mit anderen kreativen Menschen. Meine liebsten Projekte sind diejenigen, in denen der Mensch selbst im Mittelpunkt steht. Der Moment, in dem man zurücktritt und die Arbeit seiner Hände, das Ergebnis eines Teams oder die Fotos eines Shootings sieht, ist wie ein Lesezeichen für ein neues Kapitel.
Das Spannendste am Entwerfen eines Produkts ist es, zu sehen, wie die Leute es auf eine Weise nutzen, die ich mir nie hätte vorstellen können.
Gibt es andere kreative Bereiche, die Deine Arbeit beeinflussen?
Ob Fotografie, Kunst oder Film - Ich bin immer wieder begeistert von Machern. Menschen, die mit ihren eigenen Händen etwas erschaffen. Diejenigen, die das Alltägliche nehmen und es zu etwas wunderschönen werden lassen. Jene, die das Selbstvertrauen haben, sich selbst auszudrücken und furchtlos sind, wenn es darum geht, wer sie sind.
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Auch die Musik hat für mich einen großen Einfluss. Sie kann mich an einen anderen Ort und in eine andere Zeit versetzen oder helfen, in der Gegenwart geerdet zu bleiben.
Ein besonderes Exemplar aus Deiner COLIN KING KOLLEKTION für Audo ist der Interconnect Kerzenhalter. Was hat Dich zu diesem Entwurf inspiriert?
Ich begann mit dem Maßstab und wusste, dass ich etwas mit echter Präsenz schaffen wollte. Etwas mit Ausdehnung, das für sich alleinstehen kann oder in Kombination mit anderen Objekten eine harmonische Einheit bildet.
Mir war wichtig, dass er als Skulptur verwendet werden kann, die mit oder ohne brennende Kerze gleich gut aussieht. Ich wollte etwas schaffen, das über den eigentlichen Verwendungszweck hinaus ein Eigenleben hat.
Die Entwicklung von Interconnect hat fast ein Jahr in Anspruch genommen. Was hat den Stil beeinflusst?
Geometrie und dramatische Proportionen. In meinen Augen gibt es fehlerfreie Grundprinzipien der Geometrie. Die Formen, die dies gut darstellen, sind eine Kugel, ein Winkel und eine Linie. Einfache Formen werden übertrieben und es entsteht ein Objekt, dessen Einfachheit Bände spricht.
Es ist ein skulpturales Stück, das Gewicht hat und mit jeder Schramme, jedem Kratzer oder verbleibenden Stück Wachs von einer Kerze, die angezündet wurde, an Schönheit gewinnt
Lieber Colin, wir bedanken uns herzlich für Deine Zeit und diese spannenden Einblicke!
Beitrag vom 07.11.2022, von Bianca Speckhan