Beitrag vom 21.04.2016, von Sabrina Pflüger
Die aktuellen Wohntrends werden nicht zuletzt auf den wichtigsten Möbelmessen wie der Imm Cologne, der Ambiente Messe in Frankfurt sowie während der Salone del Mobile in Mailand postuliert. Ausgehend von den sich wandelnden Bedürfnissen im Hinblick auf Wohnraum, Funktion und Qualität der Möbel, geben Hersteller und Designer auf den Messen Einblick in das, was kommt. Vom Kleinen ins Große, von Accessoires bis hin zu Möbeln - die Wohntrends 2016 und darüber hinaus stehen fest.
Neben Evergreens wie der Savoy Vase von Alvar Aalto, die passend dazu in diesem Jahr in der Farbe Smaragdgrün erstrahlt, wird klassischen Wohn- und Küchenaccessoires ein neuer Anstrich verpasst.
Nicht nur die Pantone Farbe des Jahres: Rose Quartz & Serenity - also Rosa und sanftes - stehen dabei im Fokus. Generell sind Farben gefragt, die Natürlichkeit und Ruhe ausstrahlen: Ein strahlendes Zitronengelb, gedecktes Grün, Hellblau und ein pudriges Rosa sind die Farben des Jahres.
Aber auch der Klassiker unter den Farben bleibt in diesem Jahr gefragt. Ganz nach dem Motto "Schwarz ist das neue Schwarz" hat unter anderem String das beliebte Regalsystem in einer natürlichen Variante aus schwarz gebeizter Esche herausgebracht. Die Anfang des Jahres vorgestellte Messeneuheit begeistert dabei mit einem natürlichen Charme, da die Maserung des Holzes erkennbar bleibt. Der Wunsch nach mehr Natürlichkeit - das ist ein Design-Trend, der bereits seit mehreren Jahren die Wohn- und Produktwelt prägt.
Dabei ist zu erkennen, dass die Verwendung natürlicher Materialien und Rohstoffe und die individuelle Produktion aus Handarbeit immer wichtiger für Verbraucher, Hersteller und Designer werden. Nicht nur Sebastian Herkner, einer der aktuell gefragtesten Designer, der nicht zuletzt „Das Haus“ auf der imm Cologne gestaltet hat, setzt beim Design - wie der neuen Boule Leuchte von Pulpo - auf hochwertige Handarbeit: mundgeblasenes Glas und regional gefertigtes Porzellan.
Auch andere Hersteller wie unter anderem nanimarquina und Iittala setzen bei der Produktion auf Handarbeit. Details wie eventuelle Wasserblasen, Variationen in der Farbe und Größe sind dabei nicht - wie durch die Massenproduktion gewohnt - Fehler in der Herstellung, sondern ein Zeichen von Handarbeit und Individualität.
Eine Rückbesinnung zu traditionellen Fertigungsmethoden und der Wunsch nach authentischen Möbeln und Accessoires setzt ein deutliches Zeichen gegen den Massenkonsum. Nicht nur die Herstellungsbedingungen, das Material und die Individualität der Produkte rücken dabei immer mehr in den Fokus. Generell sehnen wir uns zurück in die Vergangenheit. In eine Zeit, die voller Tatendrang und Euphorie nicht zuletzt einige der bekanntesten Designklassiker hervorgebracht hat. Das Mid-Century-Design - also Möbel, die die Formensprache der 40er, 50er und 60er Jahre aufgreifen - erlebt ein Revival, das sich bereits in den letzten Jahren leise ankündigte.
Neben Designklassikern, wie dem Eames Plastic Chair, der mit neuen Farben, neuer Höhe und neuen Untergestellen an die aktuellen Bedürfnisse angepasst wurde, wird Entwürfen von Designikonen wie Hans J. Wegner, Ferdinand Kramer, Arne Jacobsen und Bjørn Wiinblad wieder neues Leben eingehaucht.
Der Fokus liegt dabei - neben Wohnaccessoires - besonders auf schlanken und leichtfüßigen Sofas, Design-Leuchten in Kupfer, Messing und anderen Edelmetallen, neuen Schreibtischlösungen, die den Sekretär wiederentdecken, und filigranen Couch- und Beistelltischen aus Holz. Natürliches Holz, elegante Materialien und satte Farben ziehen damit zurück in den Wohnraum und setzen so gemütliche Kontraste zu dem bisher vorherrschenden skandinavischen Minimalismus, der parallel nichts an Attraktivität verloren hat.
Besonders mit Hinblick auf die sich reduzierende Wohnfläche sind verstärkt Möbel gefragt, die flexibel, platzsparend und konfigurierbar sind. Neben den immer kleiner werdenden Sofas im Retro-Stil, sind es nicht zuletzt modulare Regalsysteme, die den Wohnraum ergänzen. Das Bedürfnis nach individuellen Raumlösungen, die in Größe, Funktion und Farbe an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden, wird mit den neuen Möbeln befriedigt.
Aufstellen, hinhängen, ergänzen und wegnehmen: Modulare Regale, wie das Muuto Stacked, das Box System von Mater, das Ivy Shelf von Tylko, das New Order von Hay oder das schraubenlose YU Regal von Konstantin Slawinski erlauben das Zusammenstellen des Regals im Baukastenprinzip. Möbel, die multifunktional als Raumtrenner, Sideboard und Stauraumlösung verwendet werden, sind gefragt wie nie. So flexibel wie wir, so müssen auch die neuen Design-Möbel sein.
Ergänzt wird der Mix aus Mid-Century- und skandinavischem Design mit Pflanzen. Vasen, Blumentöpfe und -ampeln ermöglichen es, dass wir uns ein Stück Natur in die eigenen vier Wände holen. Gerade in der Stadt, wo Gartenflächen begrenzt sind, auf ein frisches Grün jedoch nicht verzichtet werden will, kommen die neuen Pflanzmöglichkeiten verstärkt zum Einsatz. Vertical und Indoor Gardening sind die Stichworte, die den Trend des heimischen Gärtnerns begleiten. Ähnlich wie mit den modularen Möbeln, werden durch hängende Blumenampeln und Wandvorrichtungen Flächen und Wohnraum maximal genutzt. Dabei sind die Pflanzen mehr, als nur ein dekorativer Blickfang - vielmehr spiegeln sie den Wunsch nach Natürlichkeit und handwerklicher Arbeit wider.
Wer den Luxus eines eigenen Gartens oder Balkons hat, der setzt vielleicht weniger auf den Trend des Indoor Gardenings, sondern erfreut sich gleich draußen an dem natürlichen Grün. Dafür eignen sich besonders die neuen Outdoor-Möbel, die mit gemütlichen Sofas und Sesseln das Lounge-Feeling nach draußen holen. Für maximale Flexibilität bei minimalem Stauraum, lassen sich die Möbel sowohl drinnen wie draußen nutzen und so bei Bedarf umstellen. Nicht nur die Belleville-Serie der Bouroullec Brüder, auch die White Collektion von Vitra setzen in diesem Bereich Maßstäbe.
Die Messe- und Wohntrends 2016 zeigen deutlich das, was sich bereits in den vorherigen Saisons angekündigt hat. Wie jedes Jahr geben verschiedene Trendfarben den Ton an, so dass alteingesessene Klassiker ebenso in neuem Glanz erstrahlen wie Design-Neuheiten. Im Wohnbereich ist ein deutlicher Trend zur Natürlichkeit und dem Mid-Century- bzw. Retro-Design zu erkennen: seien es Nierentische, Sekretäre, leichtfüßige Zweisitzer und Stühle mit samtigen Stoffen oder Wohnaccessoires im Metallic-Design. Aber egal, ob gänzlich neu, re-edittiert oder adaptiert - die Formen bleiben dabei gewohnt zurückhaltend, begeistern zugleich aber mit neuartigen Materialien, Oberflächen und einer praktischen Multifunktionalität.
Beitrag vom 21.04.2016, von Sabrina Pflüger