Seit 1983, dem Gründungsjahr des gemeinsamen "Studio Campana Objetos", arbeiten Humberto und Fernando Campana im Bereich des künstlerischen Designs.
Der ältere der beiden Brüder, Humberto Campana (* 1953) studierte Jura an der Universidade de São Paulo, bevor er als Bildhauer und Schmuckgestalter zu arbeiten begann. Sein jüngerer Bruder Fernando (* 1961) studierte Architektur.
In ihrem gemeinsamen Studio in São Paulo/ Brasilien, entwerfen sie Möbel, Leuchten und Objekte für renommierte Hersteller, wie Alessi, O Luce, Cappellini, Magis oder Edra.
Die Ideen für die ungewöhlichen Entwürfe der beiden Campana-Brüder lassen sich vermutlich auf die politischen und sozialen Hintergründe ihres Heimatlandes Brasilien zurückführen. Das von den Campana verwendete Material entstammt mal westlichen Hightechlabors und mal wirkt es, wie den Slums von São Paulo entnommen. Die einzelnen Elemente ihrer Möbel und Objekte scheinen nicht auf gewohnte, industrielle Weise fixiert, sondern von Künstlerhand, willkürlich und spontan nach dem Zufallsprinzip angeordnet. Der Betrachter ist zunächst irritiert, erwecken die Werke der Campanas doch einen Eindruck von Instabilität, bei gleichzeitiger Lebendigkeit.
Einem internationalen Publikum sind Brüder spätestens seit 1998 bekannt, als das Museum of Modern Art in New York ihnen und zusammen mit dem deutschen Leuchtendesigner Ingo Maurer die Ausstellung Projects 66 widmete. Die Kuratorin Paola Antonelli schrieb damals im Katalog:
„Die Materialien gibt es fertig zu kaufen, sie sind einfach zu handhaben und billig; die Formen sind universal und praktisch. Die intuitiv und spontan entworfenen Möbel der Campana-Brüder nutzen die Ausdrucksfreiheit, welche die Technologie heute ermöglicht, voll aus.“
Die New Yorker Ausstellung trug auch dazu bei, die Werke der Campanas mit dem Stilbegriff der “tropischen Moderne" zu etikettieren. Beispielhaft für die Stilart der Campana-Objekte sind das Sofa "Boa" (2002 für Edra), das organisch und lebendig, wie ein Berg von ineinander verschlungener Schlangen wirkt; der Stuhl "Favela" (2003 für Edra), der optisch wie ein von Laienhand zusammengenagelter Lattenhaufen anmutet; der Sessel "Sushi" (2002 für Edra), der aussieht, als hätte man einen Haufen Flicken übereinandergeworfen oder der Obstkorb "Blow Up" (2004 für Alessi), der wie eine chaotische Ansammlung von Metallstäben, nach einer Explosion wirkt.
Mit ihren ungewöhnlichen und provokanten, aber gleichzeitig authentischen Entwürfen haben sich Humberto und Fernando Campana einen internationalen Namen gemacht, weshalb sie heute zu den bekanntesten Designern Südamerikas zählen.
Internetseite von Humberto & Fernando Campana