Beitrag vom 31.03.2023, von Wiebke Semm
In ihrer Münchner Altbauwohnung haben es sich Sarah und Lasse Lund mit skandinavischem Design, hellen Wänden und natürlichen Materialien gemütlich gemacht. Ein nachhaltiges Interieur und minimalistische Formen paaren sich mit einem reduzierten Farbkanon. Wir durften uns bei der kleinen Familie einmal genauer umsehen.
Die Liebe zum Holz kommt bei Lasse Lund Lauridsen nicht von ungefähr. Sein Vater war Zimmermeister in Westjütland an der dänischen Nordseeküste. In der Werkstatt seines Vaters hing immer ein leicht würziger Harzgeruch, den er schon damals gerne mochte. Als Jugendlicher half er öfter mit, die für Dänemark so typischen Sommerhäuser zu bauen. Die Erfahrungen mit dem „nachhaltigsten Material der Welt“ ließen ihn nicht mehr los.
Nach seiner Ausbildung in Arhus zum Marketingwirt studierte er internationales Management in Cambridge. Danach arbeitete er als internationaler Manager für die dänische Möbelmarke Skagerak. Seine Frau Sarah lernte er in München kennen, beide lebten für mehrere Jahre in London. Im Jahr 2015 kündigten sie ihre Jobs, reisten ein halbes Jahr um die Welt und zogen anschließend nach München in eine Mietwohnung, um in Ruhe nach einem eigenen Domizil zu suchen.
Ende 2016 klappte es. Um sechs Uhr abends an einem Freitag schaute sich Sarah in einer verkehrsberuhigten Straße eine knapp 80 Quadratmeter große Altbauwohnung im dritten Stock an. „Ich gab ihr das Go, ohne das Apartment gesehen zu haben“, erzählt Lasse. Schon drei Stunden später war der Kaufvertrag unter Dach und Fach.
Die beiden wollten unbedingt im gefragten Münchner Stadtteil Haidhausen leben. Zur Isar sind es nur wenige Minuten zu Fuß. Hier ist noch nicht alles gentrifiziert. Es geht eher familiär zu. Metzger, Bäcker, Restaurants, Vintage-Stores und Interior-Geschäfte sind gleich um die Ecke. Im Herbst 2017 kam Tochter Freja zur Welt, Sohn Luca Ende 2019.
Der Zustand der Räume war allerdings katastrophal. Auf den Wänden klebten alte Raufasertapeten, die Rohre waren davor verlegt, überall lagen Teppichböden. Über sieben Monate dauerten die Renovierungsarbeiten. Ein nachhaltiges Interieur und ein gesundes Raumklima standen auf der Prioritätenliste ganz oben. Dreh- und Angelpunkt der Sanierungsarbeiten wurde der Flur. Mit über zwei Metern Breite wirkt er besonders großzügig und bietet viel Platz.
Die langen Kieferndielen sind der Blickfang. Lasse war froh, dass man sie erhalten konnte. Die massiven Bretter wurden nur abgeschliffen und mit weiß pigmentiertem Öl eingelassen. Die facettierte Tür an der Stirnseite zum Abstellraum ist ebenfalls original erhalten. In den Wohn- und Essbereich und in das angrenzende Kinderzimmer sollten von Anfang an doppelflügelige Türen eingebaut werden.
„Am liebsten französische mit Kassettenfront, sie brauchen beim Öffnen und Schließen weniger Platz“, erklärt Lasse. Weil es die historischen Modelle nur ab einem Meter Breite gab, ging das Paar in Deutschland auf die Suche und wurde dann in Leipzig fündig. Im Wohn-Ess-Zimmer zur verkehrsberuhigten Straße verlegten Sarah und Lasse klassische Eichendielen im Fischgratmuster.
Natürliche Materialien prägen die reduziert minimalistische Einrichtung im skandinavischen Stil. Die meisten Möbel sind von Form & Refine. Lasse gründete 2018 das dänische Interior-Label zusammen mit den Designern Helle Herman Mortensen und Jonas Herman Pedersen mit einer klaren Vision: Sie möchten mit ihrer Marke dazu beitragen, die Rohstoffe dieser Welt zu erhalten und tradierte Handwerkstechniken zu bewahren. Holz mit seiner unverwechselbaren Haptik bezieht das Label aus nachhaltiger Forstwirtschaft.
„Wir wollen die Geschichte über das Material erzählen und nicht über Designer:innen, die schon lange gestorben sind“, so Lasse. Die langlebigen Naturschönheiten sollen unverwechselbar sein – und bei der Produktion der Planet geschont werden. Für alle drei eine Herzenssache. Ihr Faible für Holz ist in jedem Detail sicht- und spürbar. Und der Erfolg gibt ihnen recht: Das Unternehmen wurde für den dänischen Design-Award 2019 nominiert und zur „upcoming brand of the year“ gekürt.
Ein It-Piece ist beispielsweise der filigrane Beistelltisch "Stilk" aus dänischer Esche mit einer samtig weichen Haptik. Die zwei Gemälde des dänischen Multikünstlers Leif Sylvester entdeckte das Paar in einer Galerie. Auf der besonders leicht wirkenden Midmodern-Schlafcouch „Studio“ aus den 1950er-Jahren, die auch heute noch in London von Ercol aus massiver Ulme und Buche gefertigt wird, relaxt die junge Familie. Das Kinderzimmer teilen sich Sohn und Tochter, sie schlafen in einem Hochbett, das von Lasses Partnern Helle und Jonas entworfen wurde.
Gegenüber zum Innenhof liegt das Schlafzimmer. Für wohnliches Flair sorgt eine Papiertapete mit grafischem Dekor hinter dem Doppelbett, die Mogens Lassen in den 1950er Jahren entworfen hat.
Daneben befindet sich das Bad. Durch das neue Rundfenster profitiert das kleine Duschbad jetzt vom natürlichen Tageslicht. So wirkt es trotz der beengten Maße hell und freundlich. Die sich anschließende Küche plante Sarah nach ihren eigenen Wünschen. Bei der kleinen Grundfläche bestand sie auf einer L-Form. Für wohnliches Flair sorgt die Holzarbeitsfläche aus Eiche, passend zu den organisch geformten Schneidbrettern und der Holzschale von Form & Refine.
Die Küche ist licht und hell, dank einer bodentiefen Glastür, die auf den Balkon führt. Hier ist jetzt das Outdoor-Spielzimmer der Kids. Von seiner kirschroten Metallbank hat das deutsch-dänische Paar einen herrlichen Blick in die begrünten Hinterhöfe. Der Feigenbaum im Topf daneben trägt schon die ersten Früchte.
Vielen Dank ihr beiden für eure Zeit und die spannenden Einblicke in euer Reich.
Beitrag vom 31.03.2023, von Wiebke Semm