Beitrag vom 11.11.2019
Für das Designer-Ehepaar Mika und Julie vom finnischen Label Studio Tolvanen ist Nachhaltigkeit eine Herzensangelegenheit. Sowohl beruflich als auch privat. Wir sprachen mit den beiden über ihr Design-Label und konnten ihnen zudem hilfreiche Tipps für nachhaltiges Wohnen entlocken.
Wie würdet ihr euren Einrichtungsstil beschreiben?
Wir mögen den Mix aus den verschiedensten Formen, Materialien und kräftigen Farben. Einen Großteil unserer Freizeit verbringen wir auf Flohmärkten und in Vintage-Shops, die es bei uns in Finnland reichlich gibt. Die meisten unserer Einrichtungsgegenstände stammen auch daher. Unsere goldene Regel: Wir beide müssen ein Produkt einstimmig lieben, bevor es in unser Zuhause einziehen darf.
Wir können viele Holz-Elemente bei euch zu Hause entdecken…
Holz strahlt Wärme aus, vor allem in den kalten und dunklen Wintermonaten – das gefällt uns daran besonders gut.
Wie naturverbunden seid ihr?
Unser Haus sowie unser Büro befinden sich auf Lauttasaari, einer Insel in Helsinki. Daher hat das Meer einen hohen Stellenwert in unserem Alltag. Der Weg zum Büro ist ein Wanderweg, der durch einen schönen Kiefernwald direkt am Meer entlangführt. Manchmal ist es sonnig und manchmal schneit es bei Minusgraden, aber so gibt es immer Abwechslung.
Wie wichtig ist euch das Thema Nachhaltigkeit?
Sehr wichtig. Eigentlich ist es unmöglich, nicht daran zu denken. Insbesondere wo sich Produkte heute wunderbar aus recycelten Materialien herstellen lassen, wäre es doch idiotisch, diese nicht auch zu nutzen. Man muss auch immer bedenken, wie genau Produkte im Einzelnen zusammengesetzt werden, damit Teile einfach ausgetauscht oder recycelt werden können, anstatt komplett in den Müll geworfen zu werden.
Unsere Empfehlung für Sie:Muuto
Was sind eure Tipps für nachhaltiges Wohnen?
Ich würde sagen, dass 80 Prozent der Dinge, die wir besitzen, Vintage-Glaswaren, -Geschirr und -Möbel sind, gemischt mit einigen neuen Dingen. In Finnland gibt es jede Menge Flohmärkte. Wir kaufen auch neue Dinge, aber wenn, dann weil wir das Design wirklich zu schätzen wissen und wir wissen, dass wir diese Dinge für eine lange Zeit behalten werden – was auch auf seine eigene Weise nachhaltig ist.
Ihr beide seid nicht nur Geschäftspartner, sondern auch Eheleute. Wie funktioniert das?
Zum Glück haben wir einen sehr ähnlichen Geschmack. Klar, wir sind uns im Designprozess nicht immer über alles einig, aber beim Endergebnis dafür umso mehr. Unsere gemeinsame Zeit ist eine Art fortwährende Diskussion über Design, die uns nie langweilig wird. Wir passen also gut zusammen.
Wie habt ihr euch kennengelernt? Und: Wart ihr erst Eheleute und dann Geschäftspartner? Oder war es andersrum?
Wir haben uns auf der Geburtstagsfeier eines gemeinsamen Freundes in Helsinki kennengelernt, kurz nachdem Julie zum Studieren hergezogen ist. Nach unserer Hochzeit arbeiteten wir erst noch unter jeweils eigenem Namen. 2015 starteten wir dann gemeinsam mit Studio Tolvanen.
Was macht eure Designs so besonders?
Uns ist es wichtig, immer wieder etwas Neues zu erschaffen. Neu kann dabei auch schon die subtile Veränderung einer Form sein, die die Beschaffenheit des Objektes verbessert.
Worauf achtet ihr bei der Materialauswahl?
Bei der Auswahl eines Materials ist entscheidend, wie es sich formt, anfühlt und wie es altert. Zum Beispiel mögen wir gebogenes Sperrholz, weil es warm und freundlich erscheint. Es ist zudem robust und lässt sich gut formen.
Was ist euch neben der Optik und Funktionalität noch besonders wichtig?
Auch der Lebenszyklus eines Materials spielt eine wichtige Rolle. Der Restore Aufbewahrungskorb von Muuto beispielsweise besteht aus recycelten Plastikflaschen. Dies ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch angenehm zu fühlen und leicht zu formen. Es ist erstaunlich, dass gebrauchte Plastikflaschen oder auch Fischernetze in völlig neue Produkte umgewandelt werden können.
Welcher ist euer persönlicher All-time Favourite?
Wahrscheinlich der Restore Aufbewahrungskorb von Muuto. Wir sind der Meinung, dass hier alle positiven Eigenschaften in einem Produkt vereint sind: eine neue Sicht auf das Thema Lagerung („soft storage“, das freundlich und multifunktional ist); eine Form, die eine eigene Persönlichkeit hat; eine angenehme Haptik und natürlich ist der Aufbewahrungskorb auch recyclebar.
Gibt es eine Vision für eure zukünftigen Designs?
Wir arbeiten gerne an vielen verschiedenen Dingen gleichzeitig und so werden wir auch weitermachen. Derzeit arbeiten wir an mehreren Möbelprojekten, darunter Sofas, Stühle, Tische und Regale. Wir produzieren auch einige einzigartige Glasarbeiten für eine Ausstellung auf der Helsinki Design Week. Wir sind dabei, unsere eigene Marke namens Pidät zu gründen.
Das klingt spannend. Was bedeutet „Pidät“ für euch?
Unsere eigene kleine Marke zu haben, ist eine aufregende Wendung, da wir dadurch einige kleinere Accessoires herstellen können. Wir haben beschlossen, die Marke Pidät zu nennen, da die drei Bedeutungen des Wortes auf Finnisch "du hast es, du magst es, du behältst es" sind. Dies ist eine Art Richtlinie für alle unsere Entwürfe.
Vielen Dank, ihr beiden, für die inspirierenden Einblicke in euer Zuhause und in eure Arbeit als Designer!
Fotos und Copyright: Katri Kapanen
Beitrag vom 11.11.2019