Der Einsatz von kaltgeschäumtem Polyurethan macht den traditionellen konstruktiven Aufbau eines Möbels überflüssig. Unter den Möbelentwürfen der Gruppe »Studio 65« ragt eine Reihe von skulpturalen Möbelobjekten hervor, die die Gestaltungsfreiheit dieses neuen Werkstoffs radikal ausnutzen. Dabei weisen die Möbel auch Stilmerkmale auf, die ihren Ursprung in der bildenden Kunst der sechziger Jahre hatten: das »Softening« eines Claes Oldenburg, die naive Stilisierung wie in Comic- und Werbezeichnungen oder die rauschhafte Überdimensionierung der Gegenstände.
Neben einem Sessel in Form eines griechischen Säulenkapitells und einem babylonischen Tempel als Spielsystem für Kinder umfaßte der Beitrag von Studio 65 zum »radical design« einen Sessel in Form eines weiblichen Mundes. Der Untertitel »alias Lips, alias Marylin«, den Studio 65 dem Sofa Bocca gaben, weist auf den Anlaß für diesen Entwurf und seine Symbolik hin. Auch Salvador Dalí, dem die Idee für einen solchen Entwurf zugeschrieben wird, wurde von Studio 65 in diesem Zusammenhang zitiert: »Objekte mit einer Symbolfunktion lassen keinen Raum für formale Überlegungen. Sie sind nur durch die Vorstellungen jedes einzelnen von Liebe geprägt und über Formvorstellungen erhaben.«
Das Original des Bocca Sofas wurde 1970 von Studio 65 entworfen und wird seit 1972 als 1:1 Modell von Gufram, Barolo/Italien, produziert.
Die hier angebotene Miniatur von Vitra (Maßstab 1:6) besteht aus Polyurethan-Schaum und Stoff.